Ausnahms(zustands)weise Télimélé

geschrieben von admin am 29. November 2010
Kategorie: Aktuelles


Wer in einem Land der fehlenden Fakten Nachrichten verbreitet, steht immer wieder in der Gefahr, manchmal gefährliches Halbwissen zu verkünden. So auch ich. Obwohl die Versuchung groß ist, mit Churchill zu sagen „Was interessiert mich mein dummes Gewäsch von vorgestern?“, würde mir sowohl die Uninformiertheit als auch die Uniformiertheit meiner Leser große Schmerzen bereiten.
Weshalb hiermit richtig gestellt wird, dass Télimélé keine Ausnahme ist, sondern sich ausnahmsweise doch in einem minimalen Ausnahmezustand befindet. Auch wenn die meisten davon nichts wissen. Und sich (außer uns) sowieso keiner daran hält.

Davon war auch die Reporterin von „Radio France International“ beeindruckt, als sie am Wochenende nach 20 Uhr Ortszeit (also zwei Stunden nach Anbruch der Ausgangssperre) auf einem Markt in Conakry stand und von Menschen umströmt wurde.
Sie fragte eine ältere Dame: „Aber was ist den mit dem ‚couvre feu‘ (der Ausgangssperre?)“
Die etwas verwunderte Antwort: „Aber hier gibt’s doch gar keine „coups de feu“ (Schüsse). Also kann man auch draußen herumlaufen.“ Das ist Pragmatismus.

Und auch wenn die Guineer im eigenen Lande flanieren, sind ihnen gewissen Grenzen gesetzt. Beispielsweise die Staatsgrenzen, welche am Wochenende bis auf weiteres geschlossen wurden, um wie auch immer geartete Probleme im Zusammenhang mit der Verkündung der endgültigen Wahlergebnisse zu vermeiden.
Wie gut, dass wir derzeit gar nicht reisen wollen! Fraglich ist in diesem Zusammenhang nur, wie der Übergangspräsident Konaté wieder ins Land kommen wird, der sich gerade in zu ärztlichen Konsultationen in Marokko aufhält. Vielleicht machen sie für ihn ja einen Ausnahmezustand.

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