Teures Warten

geschrieben von admin am 26. November 2010
Kategorie: Aktuelles


Die ersten angeblich wirklich Wahlfälschungs-, Wahlprogramm- und Schwermetallfreien Präsidentschaftswahlen liegen schon fast zwei Wochen zurück. Doch immer noch warten wir aufs endgültige Endergebnis.
Der Oberste Gerichtshof zählt, prüft und schweigt. Derzeitiger Verkündigungstermin ist der 2. Dezember. Wobei die niemals verstummende guineische Gerüchteküche zusätzlich so ziemlich jeden Tag zwischen Nikolaus und Heiligem Abend in die Lostrommel geworfen hat. Warten wir’s ab…

Kandidat 1, Monsieur Condé feiert konziliant seinen vorläufigen Sieg, Kandidat 2, Monsieur Diallo feuert konspirative Anschuldigungen in den Äther. Immerhin kann man beiden zugute halten, dass sie trotz aller Unstimmigkeiten ihre jeweiligen Anhänger zur Zurückhaltung aufriefen.
Allerdings gingen die zurückhaltenden Rufe in den ersten Tagen nach der Wahl ungehört im Lärm zusammenprallender Schädel und brennender Häuser unter. Bis zu 10 Tote waren zu beklagen. Weshalb die Militärübergangsregierung am vergangenen Donnerstag über ein paar Städten des Landes den Ausnahmezustand deklarierte. Komplett mit nächtlicher Ausgangssperre und patrouillierenden Ordnungshütern.

Das beschauliche Télimélé gehörte nicht dazu, denn hier blieb die Situation die ganze Zeit über friedlich. Und auch in den unruhigeren Zonen des Landes ist ein etwas gespannter Frieden eingekehrt. Die Spannung zeigt sich zumindest bei uns in der Stadt auch in der Entwicklung der Preise. Seit wir auf den neuen Präsidenten warten, sind die Preise für Brot oder Zucker um bis zu 40% gestiegen. Die – wie einige vielleicht sogar zu Recht behaupten – von den Händlern künstlich erhöhten Preise treffen natürlich zuerst die armen Leute und heizen die Stimmung an.

Die einzige, die uns auf der Baustelle einheizt, ist die Sonne, die aufs frisch aufgenagelte Wellblech scheint. Obwohl auch wir von einigen Preisüberraschungen nicht verschont blieben, blickt der neue Klassenraum seiner hoffentlich nicht mehr fernen Vollendung entgegen… Türen und Fenster in die Löcher, Putz an die Wand und Farbe obendrauf – und unser Weihnachtsgeschenk wäre perfekt.
Wir müssen noch prüfen, in welcher Sprache wir fünf Weißen feiern werden – denn seit kurzem haben wir die sieben Wochentage in englisch-, französisch- und deutschsprachige Tage eingeteilt.
Schon Goethe wusste: „Wer immer strebend sich bemüht, wird engelisch französen…“

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