Télimélé steht noch. Wir auch.

geschrieben von admin am 8. August 2009
Kategorie: Aktuelles


Endlich hat Télimélé uns wieder. Vergangenen Montag begannen wir jene Tortur, die in Guinea mit dem verharmlosenden Wort „Reisen“ bezeichnet wird.
Wir hatten uns einen Landcruiser nebst Chauffeur mit (jeweils!) 15 bis 20 Jahren Erfahrungen geborgt. Schon 6.30 Uhr morgens durfte der zweite Erfahrene in den Eingeweiden des ersten Ausgefahrenen herumwühlen.
Nach mehrfacher Starthilfe und Batterieklemmenwechsel fuhren wir zu einer Tankstelle. Die erste war geschlossen. Tankstellen Nummer zwei bis fünf ebenso. Das gab uns zu denken. Immerhin fanden wir an der sechsten einen Angestellten, der uns mitteilte, dass ab heute sämtliche Kraftstoffschänken im Land streiken würden. Guter Start! Also zurück zur Hauptstadtbasis.
Dankenswerterweise hatte unser neuer Partner „Philafricaine“ Dieselreserven, die wir umgehend in den Tank umfüllten. Zweiter Start um halb elf.
Wir durften noch weitere zehn Male stoppen. Einmal zum Mittagessen, einmal zum Früchte kaufen, achtmal für die unvermeidlichen Polizei-, Gendarmerie-, Armee- und Zollkontrollen. Von diesen acht beschränkte sich eine tatsächlich auf die Kontrolle unserer Papiere. Die anderen sieben versuchten, an der Erhöhung unserer Reisekosten mitzuwirken. In gemischten Doppeln übten sich die verschiedenen Angehörigen der guineischen Ordnungsorgane darin, unserem Chauffeur abwechselnd den Führerschein bzw. die Fahrzeugpapiere wegzunehmen.
Gefolgt von langen Diskussionen, wie viel die Papiere ihm denn Wert wären.
Immer in der Hoffnung, ein paar Guineafranc zu ergattern. Immer wurde diese Hoffnung betrogen. Höhepunkt war die letzte Straßensperre, mitten im Nirgendwo. Hier erdreistete sich der Zollbeamte im Außendienst, das ganze Auto zu beschlagnahmen, weil unseren kompletten Papieren angeblich eine Zolleinfuhrbestätigung fehlte… „Sie können mit Ihren Sachen gehen. Das Auto bleibt. Es sei denn…“ Es sei denn, dass Romy explodierte! In feurigen Worten erklärte sie den Soldaten und Zöllnern, was sie unter Gerechtigkeit verstand. Ich rechnete halb damit, dass wir nun ebenfalls beschlagnahmt würden. Doch die Beamten waren so peinlich berührt, dass sie uns weiterfahren ließen. Anstelle die 200.000 Guineafranc zu kassieren, die sie noch eine Dreiviertelstunde vorher gefordert hatten. Und schon um halb sechs Uhr abends waren wir in Télimélé.

Um die vielen Fragen, die uns aus Deutschland mitgegeben wurden, in wenigen Worten zu beantworten: Ja. Die Stadt steht noch. Unser Haus auch. Wir fanden sehr viel weniger Kakerlaken (eine Handvoll) und Mäuseleichen (nur zwei) als erwartet. Der Toyota Hilux war auch noch da. Ich baute die Batterie wieder ein – und er sprang tatsächlich beim ersten Versuch nach einem Jahr wieder an. Und auch sonst ist alles im grünen Bereich: Freunde, Bekannte und unsere „Adoptivfamilie“ sind gesund und munter. Unsere Hunde sind dick geworden.
Ein drittes Telefonnetz hat Einzug in Telimele gehalten, während die Antenne des zweiten vor ein paar Wochen bei einem Gewitter einfach umknickte und gleich noch das lokale Radio erschlug.
Unser Nachbar Monsieur Diallo hatte sich selbst übertroffen, und in Haus und Hof geputzt und gefegt wie ein Heinzelmännchen. Trotzdem haben auch wir während der letzten vier Tage wie die Helden gearbeitet, um den fingerdicken Staub aus den verschlossenen Zimmern herauszubekommen und alles wieder an seinen Platz zu bringen. Im Großen und Ganzen war das Haus übrigens trocken.
An den üblichen drei, vier Stellen ist das Wasser über die Wände gelaufen.
Aber diesen Lecks geht’s jetzt endgültig an den Kragen. Wenn wir mit Gähnen fertig sind…

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