Das nächste kommunikative Kapitel

geschrieben von admin am 28. August 2008
Kategorie: Aktuelles


Gestern noch schrieb ich über die mysteriösen nächtlichen Anrufe. Heute ist das Rätsel gelöst und wir haben blutunterlaufene Augen.
Eigentlich waren die Anrufe nicht wirklich mysteriös. Romy und ich hatten natürlich einen starken Verdacht, wer da alle paar Nächte auf seiner Tastatur herumdrückte. Dieser Verdacht bestätigte sich heute morgen kurz nach eins.
Dieses Mal war alles vorbereitet. Das gesamte fernkommunikative Arsenal, bestehend aus einem schnurlosen Telefon und zwei Handys,
lag griffbereit auf dem Nachtschrank. Das Nachttischlämpchen war um 15° gedreht worden, damit auch ein schlaftrunkener Schlag die Lampe zum Leuchten brächte.
Dann ging es nur noch darum, in einen tiefen Schlaf zu fallen, damit der Anruf uns auch gehörig aus Traum und Konzept reißen würde.
Die Müdigkeit war kein Problem.
Meine fünf Sinne zusammenzubekommen war es schon, als schließlich tatsächlich das Telefon klingelte. Ich besitze die zweischneidige Gabe, bei einem Anruf sofort hellwach zu klingen und, getreu der pawlow’schen Konditionierung, sinnvolle Sätze in den Hörer zu formulieren. Wir Pseudo-Biologen wissen, dass es sich dabei um einen bedingten Reflex handelt. Mein Hirn weiß zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts.
Immerhin bekam ich mit, dass am anderen Ende mein adoptierter „Bruder“ Alpha war, sich wie ein Schneekönig freute und keine Kredite auf der Prepaid-Karte hatte. Weshalb ich den nächsten Test zu bestehen hatte: nacheinander eine neunstellige Vorwahlnummer, einen neunstelligen Code und die dreizehnstellige Telefonnummer in’s Telefon zu hacken. Viermal. Dann waren wir endlich miteinander verbunden.
„Deine Mutter hat mir ja letztes Mal schon auf englisch geantwortet.“ Okay, die Spracherkennung hatte hier nicht wirklich funktioniert. Immerhin, die Information: „Heiko – Mama“ war hundertprozentig angekommen. Und hätte ja auch Englisch sein können.
Oder Französisch.
Und schließlich lüftete er (nachdem wir über den Regen gesprochen hatten, uns darüber einig waren, dass es sämtlichen namentlich erwähnten Familienmitgliedern mehr oder weniger gut ginge und dass sein Moped kaputt sei) das Geheimnis seiner nächtlichen Anrufe.
Télimélé hat derzeit zwei Telefonnetze. Eines davon funktioniert seit einer Woche gar nicht mehr. Das andere nur noch von 23.00 Uhr nachts bis 7.00 Uhr morgens. Ein typisch guineisch-unlogisches Problem, für welches es vielleicht sogar einen Grund gibt. Und was seine Anrufzeiten erklärt, wenn man die zwei Stunden Zeitverschiebung dazurechnet. Nicht jedoch, warum er uns Frühschläfer nicht erst am Morgen angerufen hatte. Sei’s drum: Wir sprechen uns noch!

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