Von Läusen und Menschen.

geschrieben von admin am 12. Juni 2008
Kategorie: Aktuelles


Wer kennt sie nicht, die Rache des Kinderferienlagers und Freizeitcamps:
Wibbelnde, juckende Insekten, die auf der Kopfhaut Party machen. Von denen können wir auch ein Lied singen. Dieses Mal sind wir allerdings nicht persönlich betroffen.
Eine befreundete Familie bekam vor drei Tagen ein fünfjähriges Mädchen geschickt. Das macht man hier so in Afrika. Irgendein Fremder hatte sie bei der Familie abgeliefert. Der gute Mann erzählte hastig, ehe er das Weite suchte, dass er in Sangaredi, 7 Stunden von Télimélé entfernt, in ein Buschtaxi gestiegen war, und die Kleine von einer unbekannten Familie auf die Knie gesetzt bekam, mit dem Auftrag, sie bei Familie Bah abzugeben. Was er auch tat.
Da hatten sie auf einmal die kleine Mariyama unter ihrer Obhut. Zwar stimmt es durchaus, dass sie in der Gegend, aus der das Taxi kam, Familie haben.
Wenn zur Familie auch noch der Cousin des Onkels meiner Schwägerin gehört.
Aber sie wissen bis heute nicht, wer das Mädchen geschickt hat. Sie fragten natürlich die Kleine nach den Namen seiner Eltern. Sie antwortete, die würden „Mama“ und „Papa“ heißen (Nene e Baba). Half also auch nicht.
Meist werden solche kleine Würmer nicht nur für einen Monat geschickt,
sondern für den Rest der Kindheit. Will sagen, wahrscheinlich hat Familie Bah nun für die nächsten 10, 15 Jahre eine weitere Tochter (wenn sie nicht so „frech“ sind und sie zurückschicken würden – was sie aber nicht tun werden, zum einen weil man es hierzulande eben nicht tut, und zum anderen,
weil sie nett sind)
Jedenfalls wimmelte es auch auf dem Kopf von Mariyama wie verrückt. Zwar wurde sofort eine hiesige chemische Keule angewandt, aber ohne Erfolg. Die Läuse waren danach nur noch lebendiger. Weshalb zur radikalen Lösung gegriffen wurde: Totalrasur. Die Kleine schrie und schlug um sich (wie alle kleinen Mädchen, die stolz auf ihre Haare sind). Sie ist halt nicht „tank-girl“…
Romy konnte Mariyama schließlich mit pädagogisch wertvollen Erdnussbonbons beruhigen. Und mir juckt’s auch schon auf dem Schädel während ich diese Zeilen tippe. Dabei hab ich das Mädel noch gar nicht gesehen…

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