Listig wie eine Schlange…

geschrieben von admin am 12. Mai 2008
Kategorie: Aktuelles


…sind unsere Hunde ganz gewiss nicht. Das zeigte sich gestern, als wir einen geruhsamen Sonntag verbringen wollten. Wohlgemerkt: wollten.
Wie sich’s am Wochenende gehört, hatte ich ausgeschlafen. Bis sieben Uhr früh – der Zeitpunkt, an dem Romy mit den Hunden von ihrem täglichen Morgenspaziergang zurückkommt.
Und weil’s Sonntag war, veranstalteten wir unseren privaten Gottesdienst, einfach, weil’s im Umkreis von 150 km keine anderen Frommen gibt. Laut Jesus Christus braucht’s ja nur zwei Hanseln für solch eine Veranstaltung, bekanntlich sagte er: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Also saßen wir zuerst vom Plastik-Keyboard und performten (also gut: sangen)
ein paar Handvoll Lieder – sehr zur Freude, unserer musischen Nachbarn, die jedes Mal ganz ruhig werden, wenn unsere Stimmchen über die Mauer schallern – so nehme ich es in der Einfalt meines Geistes zumindest an. Anschließend platzierten wir uns vor unserem Laptop, der eine österreichische Predigt abspulte. Theologische Mundart sozusagen.
Unsere Hunde, nicht wirklich fromm, schlichen sich in und aus dem Haus. Ich glaube, sie mögen diese „Touch-My-Heart“-Hymnen, den so genannten „Worship“ nur bedingt, aber fahren total auf Paul-Gerhard ab. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Jedenfalls waren sie am Kommen und Gehen…
So ein Zwei-Personen-Gottesdienst hat gewisse Vorteile. Zum Beispiel kann man die Beine hochlegen. Oder sich einen Earl Grey kredenzen. Romy machte sich mit der Tasse in der Hand auf dem Weg zur Thermoskanne, die noch auf der Terrasse herumstand.
Plötzlich ein Schrei. Romy zur Ehre sei gesagt, dass sie die Tasse nicht fallen ließ. Im Flur lag ihr zu Füssen eine zusammengerollte Schlange.
Scheinbar war die Kreatur zur Hintertür herein gekrochen. Angelockt von der Kühle der Fliesen. Oder unserer Musik.
Übrigens schon Schlange Nummer Zwei für Romy, die schon während des Morgenspaziergangs von einer umschlängelt worden war. Da lag das Tier nun und rührte sich nicht. Unsere Hunde marschierten am Reptil vorbei und ignorierten es schlicht und einfach. Nun erwartet ja kaum jemand von jenen Bell-Berten, dass sie sofort mit gefletschten Zähnen zum Todesbiss ansetzen.
Aber ein wenig Knurren wäre schon erwünscht gewesen. Unsere Trantüten zeigten totale Ignoranz. Und überließen die Natter uns.
Romys Ruf hing noch in der Luft, da sprang auch schon der heldenhafte Heiko heran. Okay, ich hatte mir erst die Sandalen angezogen.
Es war keines dieser Zwei-Meter-Expemplare, die wir sonst immer mal gesehen hatten. Aber 70 cm auf den eigenen Fliesen sind auch noch ganz schön Respekt einflößend. Der Besen musste her.
Leider lag der draußen auf der Veranda. Romy machte sich auf den Weg durch die Hintertür und kam sowohl mit dem Kehrgerät als auch mit einer soliden Schaufel zurück, während ich artig Wache hielt. Ich stapfte ein paar Mal mit aller Kraft auf, um meine Anwesenheit anzukündigen. Naturbursche, der ich bin. Keine Reaktion.
Die Schlange (Kadaver? Taub? Keine Lust?) rührte sich nicht. Bis ich sie mit dem Besen anstieß. Plötzlich war sie voller Leben, richtete sich auf und zischte mich böse an.
Ich bin kein Killer. Auch Schlangen tun mir leid. Aber zum einen wollte diese hier sich auf keinen Fall auf den Hof kehren lassen, sondern versuchte immer wieder Raum gutzumachen. Zum anderen hörte ich auf die flehenden Bitten meiner besseren Hälfte, die meine Skrupel bei Schlangen absolut nicht teilt.
Weshalb ich, mit der Linken den Besen als eine Art Schild benutzend, meine Rechte – und damit die Schaufel – ein paar Mal auf die Kreatur niedersausen ließ. Und weil sie noch zuckte, zur Sicherheit noch dreimal mehr. Blutige Angelegenheit. Unsere Hunde hielten es nicht einmal für Wert, ihren Kopf zur Tür hereinzustecken…

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