Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts

geschrieben von admin am 25. März 2008
Kategorie: Aktuelles


Allen dies Lesenden ? nachträglich ? ein gesegnetes Osterfest. Welches selbstverfreilich nichts mit dem Titel des Textes zu tun hat. Deshalb erweisen wir Euch unsere Ehrerbietung lieber mit dem Gruß der alten Christenheit:
?Der Herr ist auferstanden. ? Er ist wahrhaftig auferstanden!? Doch zurück zum Hasen. Der, der obiges Zitat prägte, war sogar ein ?von Hase?. Nämlich Victor von Hase, Heidelberger Jurastudent. Er verhalf einem Kommilitonen, der bei einem Duell seinen Kontrahenten erschossen hatte, zur Flucht nach Frankreich. Mit seinem angeblich verlorenem Studentenausweis.
Als der jedoch bei dem Flüchtigen gefunden und ans Heidelberger Gericht überstellt worden war, musste Hase 1843 vor den Kadi. Seine überzeugenden Eingangsworte bei der Verhandlung sind bis heute in Erinnerung geblieben. Er sagte: ?Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen, ich weiß von nichts.? (frei nach dem Brockhaus)

Was die Situation in Guinea betrifft, ist auch unser Name derzeit Hase. Nur noch eine Woche trennt uns vom Ultimatum der Gewerkschaften. Aber ob sie nach Ablauf der Frist etwas tun werden ? und was ? darüber wird nur spekuliert.
Der Machtkampf des Premierministers mit dem Präsidenten nimmt immer rauere Formen an. Der letztere hatte ? gegen geltendes Recht ? einen Minister ersetzt und andere ihm treue Gestalten in wichtige Positionen gehievt. Im Gegenzug bemüht sich der Premier um die Veröffentlichung eines heiklen Berichtes, in welchem der Präsidentenfamilie und ihrer Entourage hohe Unterschlagungen nachgewiesen werden. Ganz aktuell wurde eine Präsidentenfreundin wegen Verunglimpfung der Regierung des Landes verwiesen.
Harte Bandagen ? aber es geht eigentlich gar nicht um diese Frau (die nichtsdestotrotz genug Dreck am Stecken hat) sondern darum, wer letztendlich stärker ist: der Präsident mit den Altkadern oder die ? auch nicht perfekte ? neue Regierung.

Als wäre die Situation nicht schon angespannt genug, gab es noch weitere unpopuläre Entwicklungen:

Die Armee hatte seit den 80iger Jahren das Privileg, subventionierten Reis zu beziehen. Einen Sack für lächerliche 18.000 Guineafranc (im Vergleich dazu: ein Normalbürger zahlt um die 150.000 FG). Dieses Sonderecht gibt?s nicht mehr. Jetzt zahlen die Soldaten etwa fünfmal soviel. Allerdings immer noch nur zwei Drittel des Preises, den der normale Mann auf der Straße zahlen muss.
War die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt Notwendigkeit oder Machtkampf? Wohl beides. Die Armee ist jedenfalls nicht glücklich.

Viel schlimmer ist folgendes: Der Benzinpreis wird nach unbestätigten Berichten Ende des Monats erhöht, eventuell sogar verdoppelt. Bisher wurde der Sprit vom Staat mit monatlich 39 Milliarden Guineafranc gestützt.
Immerhin 6 Millionen Euro. Aber nun ist kein Geld mehr da.
Wir waren über Ostern in Conakry und durften die Bestätigung dieser Berichte sehen: Sämtliche Tankstellen wurden von Fahrzeugen und Menschen mit leeren Kanistern belagert. Benzin gab es offiziell keinen mehr, und auch Diesel war nur schwer zu bekommen. Solch eine Preiserhöhung hat Auswirkungen auf die Preise fast sämtlicher Lebensmittel und anderer Waren, da diese in LKWs ins Landesinnere transportiert werden. Preissteigerungen von 30 bis 50% wären die Folge.

All diese Entwicklungen unterstreichen ein Faktum: Die Zentralbank ist pleite. Aktuell fordert sie riesige Geldsummen von den diversen Privatbanken des Landes, um die eigenen Kassen wieder zu füllen. Diese Forderungen sind begründet ? oder auch nicht. Fakt ist, dass die privaten Banker geschockt und verängstigt sind und über Streik und Schließung nachdenken. Also kein Geld mehr für niemanden.

Sozusagen als Randnotiz revoltieren an verschiedenen Orten die Studenten,
weil sie seit über einem Monat ihre staatliche Unterstützung von 10 Euro monatlich nicht ausgezahlt bekamen.

Kurz gesagt: Es knirscht an allen Enden. Aber auch wenn wir nicht wissen,
was auf uns zukommt: Wir kennen den, der es weiß.

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