Wir gleiten!

geschrieben von admin am 16. Januar 2008
Kategorie: Aktuelles


„Das ich das noch erleben darf.“ Dieser Satz neunzigjähriger Lottospieler stahl sich mir vorgestern über die Lippen, als wir, wie gewohnt, Richtung Stadt schaukelten. Normalerweise hätte uns gleich nach unserem Haus ein lustiges Stück Straße erwartet. Eine Art ausgetrocknetes-Flussbett-Erfahrung, eine Moränen-Landschaft mit metertief ausgewaschenen Spurrinnen. Versunkene Mopeds inklusive.
Aber dieses Mal war alles anders. Die Löcher waren weg. Die Mopeds auch! Wie das?
Vor ein paar Wochen wurde im 140 km entfernten Kindia begonnen, die Straße Richtung Télimélé zu reparieren. Irgendwo auf halben Weg verloren die Arbeiter zwar die Lust – und die schöne Dreckpiste mutierte wieder zur Mondoberfläche – die tiefsten Löcher übrigens auf der téliméléschen Hauptstraße. Aber immerhin.
Alles wurde anders, weil der neue Präfekt augenscheinlich keine Lust hatte,
noch ein paar Wochen auf eine eventuelle Reparatur zu warten. Und weil es immer gut ist, das gemeine Volk – also uns – mit Taten zu beeindrucken, ließ er kurzerhand die Straßenarbeiter nach Télimélé versetzen und eine Extraschicht schieben. So dass die Hauptstraße jetzt aussieht, wie ein frisch gepflügtes Feld, mit zarter Hand nachgeglättet.
Und wir gleiten seitdem sanft wie ein Luftkissenfahrzeug über die Oberfläche. Und hinterlassen mindestens genauso viel Staub. Die Stadt ist mit einer allerliebsten rötlichen Schicht überzogen. Und die Leute winken den schnellen Taxis hinterher. Allerdings nicht vor Freude…
Man kann halt nicht alles haben.

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