Jahr: nicht mehr ganz neu. Probleme: alt. Hoffnung: ungebrochen!

geschrieben von admin am 10. Januar 2008
Kategorie: Aktuelles


Um einer ungebrochenen Chronologie willen poste ich diesen Beitrag mit drei Tagen Verspätung. Nur um den nachfolgenden sofort nachzuschieben
Wir wünschen Euch ein gesegnetes und gutes Jahr 2008, wo immer Ihr seid. – Wir sind in Guinea. Und hier beginnen die 12 neuen Monate sehr gespannt. Fast genau ein Jahr nach den Unruhen mit Generalstreik, Demos, Ausnahmezustand und Neuanfang stehen die Zeichen wieder auf Sturm.

Der Streik war damals nicht beendet, sondern nur ausgesetzt worden. Während des vergangenen Jahres hat der alte Präsident Conté und Gefolge mit allen Mitteln (und viel Erfolg) versucht, dem neuen Regierungschef und Premierminister Kouyaté Steine in den Weg zu legen.
Die Lunte wurde in Brand gesetzt, als am 5 Dezember der Präsident einen Erlass des Premiers auf eigene Faust veränderte und sich so ganz nebenbei die Verfügungsgewalt über die Zentralbank erteilte. Die Absetzung des Regierungssprechers und Informationsministers Justin Morrell Junior am 3. Januar, eines Vertrauter des Premiers, war schließlich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Am selben Abend begannen die ersten Demonstrationen, mit Straßensperren und verbrannten Reifen.

Die Regierungsmannschaft hat bisher noch nicht viel gesagt. Nur um Ruhe und Ordnung baten sie die Bevölkerung. Der Premierminister Kouyaté weigert sich, mit dem neuen Informationsminister, einem Getreuen des Präsidenten, auch nur zu sprechen. Eine Zeitlang machten die Gerüchte vom kollektiven Rücktritt der Regierung die Runde. Aber so schnell scheinen die neuen Leute nicht aufzugeben.
Zum Ärger des Präsidenten, der – so sagen es informierte Kreise – die gesamte Altkaderregierung um sich versammelt hat und ihnen schon Büroräume in einem Regierungsgebäude angewiesen hat. So, als warteten sie nur auf die Regierungsübernahme…

Das Volk hat jedenfalls genug. Die Gewerkschaften veröffentlichten gestern Abend eine Erklärung, in der sie verkünden, dass der Generalstreik am 10. Januar 2008 wieder aufgenommen wird. Auf den Tag genau ein Jahr nach dem Beginn des Ausstandes. Dieses Mal „bis zum endgültigen Sieg!“ Was im Klartext bedeutet, dass der Präsi seine 2000 Koffer packen soll…

Wir kamen vor zwei Tagen nach Conakry. Eigentlich wollten wir heute schon wieder auf dem Rückweg nach Télimélé sein. Die Neuigkeiten haben uns allerdings dazu bewogen, vorerst in der Hauptstadt zu bleiben, da es in einer Handvoll Städten schon erste Demos gab.
Außerdem sind wir hier näher an den Informationen (und auch am Flughafen 😉 Denn die Chancen, dass Verhandlungen das Problem lösen können, erscheinen im Augenblick eher gering.

Allerdings sind Wunder für uns ja auch eine Option! Gott sei Dank.

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