Diabolischer Nachbar

geschrieben von admin am 8. Oktober 2007
Kategorie: Aktuelles


Bisher waren wir eigentlich ziemlich zufrieden mit all unseren Nachbarn. Nette Leute! Wenn auch der Muezzin allmorgendlich unser halb schlafendes selektives Gehör ganz schön auf die Probe stellt! Doch jetzt erfuhren wir von einem sehr viel mysteriöserem Anrainer. Ein paar hundert Meter entfernt liegt ein leeres Haus. Vor ein paar Jahren gebaut. Wassergrundstück. Dichtes Dach. Zwischendecke eingezogen. Eigentlich ein echtes Télimélésches Traumhaus.
Wenn nicht die Leute in Angst und Schrecken riesige Bögen um das Haus ziehen würden. Denn ihrer Meinung nach ist das Domizil durchaus bewohnt.
Vom Schaitan, dem Teufel.
Es kursieren gar grauslige Gerüchte darüber, wie der Teufel nachts über die Dächer in die umliegenden Häuser springt und die Leute erst krank und dann tot macht.
Nun glaube ich als Christ durchaus an die Existenz von Gottes Gegenspieler, auch wenn das in angeblich aufgeklärten Kreisen zu peinlich berührtem Schulterzucken führen mag. Allerdings sehe ich die „alte Schlange“ nicht hinter jeder Nachteule, die über unser Blechdach stakt und schaurige Rufe ausstößt.
Das wahrhaft teuflische an der Geschichte ist meiner Meinung nach denn auch gar nicht, dass der Pferdefüßige um die Ecke logiert,
oder auch nicht. Sondern die Angst, in die er die Menschen versetzt. Einer unserer jungen Studenten, ein zwölfjähriger Bursche, zog zu Hause aus. Das Grundstück, in dem er wohnte, grenzt an das verwünschte Haus. Und natürlich starben im vergangenen Jahr drei Leute, die dort wohnten. Unter anderem auch seine Mutter. Weshalb der kleine Kerl jetzt allein in einer Kammer haust. Aus Angst, bei seinem Vater zu bleiben…

Überhaupt: der Teufel steckt im Detail. Und zwar in zu vielen Details des hiesigen Lebens. Am selben Tag hörte ich eine andere Geschichte. Der jüngere Bruder eines Freundes war schwerkrank. Als ich fragte, woran er denn leiden würde, war die Antwort:
„Er ist beim Holzhacken krank geworden!“ In diesem Moment ahnte ich schon, in welche Richtung die Geschichte steuerte. Ich fragte trotzdem ganz unschuldig nach: „Ja, hat er sich denn in den Fuß gehackt, oder was?“ „Nein. Er hat in einem Wald Holz gehackt, wo man besser nicht hackt. Und ist krank geworden.“ „Woran lag’s? Schlangenbiss? Giftige Pflanze?“ Und beinahe schamhaft erzählte mir der Freund, dass sein Bruder wider besseres Wissen in einem vom Teufel bewohnten Wäldchen Holz gemacht hatte. Und nun von den bösen Geistern niedergestreckt zu Hause liegen würde.

Und was tut man gegen den Teufelsbefall? Man geht zum Karamoko, dem Mann, der mit Koransprüchen die Leute entweder segnet oder verflucht. Je nach dem, wer wofür wie viel zahlt. Die Karamokos sind in den Dörfern meist die reichsten Leute, denn sie lassen sich ihre Amulette, Tränke und Zaubersprüche gut bezahlen.
Und hier liegt ein weiteres Problem. Zwar hat alle Welt eine Heidenangst vorm Teufel. Aber gleichezeitig kokettieren viele mit der dunklen Macht. Man will ja reicher, beliebter und bedeutender sein. Ein wahrer Teufelskreis.

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