Alles kühl im Gestühl!

geschrieben von admin am 2. Mai 2007
Kategorie: Aktuelles


Der Wunsch des Menschen, möglichst grandios herüberzukommen, muss irgendwo tief im Oberbewusstsein verankert sein. Danke Freud!
Vielleicht haben auch die RapperInnen „made in the US of A“ den Weltgeschmack versaut. Irgendwie muss man jedenfalls den Fakt erklären, dass die gesamte Jugend von Télimélé sich Künstlernamen zugelegt hat. Wir stolpern schon seit einigen Wochen immer wieder über Begriffe wie „Moussidal“ und „Total 2 Fence“. Wobei man die „Zwei“ natürlich französisch „Deux“ lesen muss, damit ein cooles englisches Wort rauskommt. Beinahe englisch.
Wenn sich das Ganze dann noch mit einem französisch importierten Bürokratismus mischt, ist das Ergebnis bemerkenswert. Ähm, bemerkenswert lächerlich.
Wie auf der Party-Einladung, die gestern bei uns im Center getippt wurde.
Normalerweise würde man erwarten, dass da einer schreibt: „Okay, wir feten dann und dann, dort und dort. Bringt das und das mit!“ Falsch!!!
Zuerst einmal muss nämlich der Schirmherr der Party angegeben werden. Nämlich „Vampaya“. Dieser famose Vampir heißt in Wirklichkeit Mamadou und hat eventuell sogar noch ein paar Milchzähne im gefährlichen Mund. Besteht aber darauf, dass man die krasse, weil falsche, englische Schreibweise verwendet. Das nämlich ist abgefahren.
Im Zuge der Gleichberechtigung gibt es auch eine Schirmfrau mit dem kandierten Namen Bébi Love.
Außerdem gibt es Ehrengäste. So viele, dass man sich fragt, ob das einfache Fußvolk überhaupt Eintritt finden wird. Da ist „Blood“ und – so nehme ich an – sein kleiner Bruder „Junior Blood“. Und „Skull“. Der „Junior Skull“ mitbringt. Und zwanzig andere.
Außerdem die Ehrengruppen. Die werden extra aufgeführt. Problematisch wird es, wenn ein Ehrengast auch noch Mitglied einer Ehrengruppe ist. Was auf 95% der Geladenen zutrifft.
Bei den coolen Ehren-Gangs finden sich die oben erwähnten Moussidal. Die man „Mous-6-dal“ schreiben muss, damit die anderen in Ehrfurcht erstarren. Außerdem im Festkomitee der Ehrengruppen: Alkaida. Ich nehme an, Osama wird nicht dabei sein.
Zu den weibliche Ehrengruppen – in einer speziellen Spalte gelistet – gehören die „Ideal Girls“. Und die „Spice Girls“. Und die „Svelte Girls“.
Da fragt man sich natürlich, was abgeht, wenn „Prince Fresh“ und „Coolman“ und „Gangsta Joe“ sich treffen. Hardcore Rap?
Street-Dance bis der Arzt kommt?
Man sollte sich von den Namen nicht irreführen lassen. Zwar heißen die Mädels und Kerls wie waschechte Rappeurs und Rappeuses („Sprechgesangartist“ auf französisch!). Aber gejammt wird trotzdem nicht.
Nein, nein, die Höhepunkte des Abendprogramms sind anders gelagert. Man kann zum Beispiel sich auf einen Plastik-Monobloc-Stuhl setzen. Für 1.000 Guineafranc. Ja, dieser hässliche weiße Schalensitz hat seinen Triumphzug bis zu uns geschafft.
Auf dem Monobloc-Party-Plasik-Stuhl kann man die Partyspiele verfolgen. Zum Beispiel die Wahl des pfundigsten Käppis. Oder die Wahl des brilliantesten Outfits.
Irgendwie erinnerte mich das an all die Partys, zu denen ich in meiner Teenagerzeit nicht hingegangen bin. Genauso geheimnisvoll.
Genauso langweilig.
Es ist hart, ein Pubertierender zu sein!

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