Auf der Mauer

geschrieben von admin am 26. April 2007
Kategorie: Aktuelles


Wir werden terrorisiert. Zu den Kühen, Hunden, Mäusen und Skorpionen, die sich um und in unserem Haus tummeln, hat sich ein weiteres Exemplar des animalischen Gekreuchs und Gefleuchs hinzugesellt. Seit den frühesten Morgenstunden sprang unser Haus- und Hofhund im Quadrat. Und wollte nicht von der Mauer lassen. Mal rechts vorn, mal links hinten. Mit durchdrehenden Pfoten und rotierenden Schwanz versuchte die jagdlustige Kreatur sich in den Zustand des Schwebens zu versetzen. Und wollte auch nach drei Stunden erfolgloser Versuche nicht einsehen, dass sie gut zwei Meter zu kurz geraten war.
Zu Anfang konnten wir das Gekläffe und Gefiepe noch ignorieren. Doch irgendwann war die Neugierde so weit geweckt, dass der Herr des Hauses müden Auges die Mauer entlangschlurfte. Und dort fündig wurde. Obenauf saß ein in jeder Hinsicht fettbackiges dickes Ding, eine Art riesiges Hamster-Aguti-Ratte-Kaninchen-Kurzhaarchinchilla.
Die Kreatur starrte den Menschen an.
Der Mensch starrte die Kreatur an.
Der Hund sprang wie ein Gummiball in die Höhe.
Des Menschen tierliebende Gefühle waren geweckt.
Des Hundes jagdlustige Gefühle kochten über.
Der Kreatur indifferente Gefühle glotzten.
So hätte das noch zwei Jahre weitergehen können, wäre nicht in dem Moment unser Nachbar gekommen, der sich des Hundes erbarmte – und auf einen Hamster-Aguti-Ratte-Kaninchen-Kurzhaarchinchilla-Braten spekulierte. Bewaffnet mit einer Bambusstange und einem Raubtiergebiss versuchte das Team Nachbar-und-Hofhund das auf der Mauer sitzende Tier in die Enge zu treiben. Das Fellbüschel fand das nicht lustig. Und rannte auf der Mauerkrone entlang. So viel zum Thema „In die Enge treiben“.
Einige Runde später war der Nachbar aus der Puste. Und das Mauertierchen sah ein, dass unser Hof nicht sehr erholsam war. Also verschwand es in der Pampa, aus deren unergründlichen Tiefen es erst gekommen war. Und Ruhe kehrte wieder ein… Bis zur nächsten Kleintierattacke.

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