Stacheldraht

geschrieben von admin am 20. April 2007
Kategorie: Aktuelles


Wir setzen auf saubere Konzepte. Deshalb ist unser Lieblings-Kleinprojekt auch eine Seifenproduktion. Seit nun schon drei Jahren rührt „Onkel“ Baïlo seinen Sud. Es gab nur ein Problem: Als er anfing, die Goldbarren für Schmutzige zu fabrizieren, kosten 20 Liter Äl noch zwanzigtausend Guinea-Franc. Seitdem hat sich der Preis verachtfacht. Deshalb hatten wir von Anfang an die Idee einer eigenen Älpalmenplantage. Und unterstützten den Onkel bei der Umsetzung.
Letztes Jahr kaufte er ein Stück Land im Nirgendwo. Natürlich musste das Gelände mit Stacheldraht eingezäunt werden, weil auch Kühe die kleinen sprießenden Blätter mögen. Eigentlich ein simples, aber knochenbrechendes Projekt: auf 330 Meter Umfang musste alle eineinhalb Meter ein Loch gegraben, ein Holzpfahl gepflanzt und drei Lagen Draht gespannt werden. Eine Holzhackerbrigade wurde angeheuert, ein klappriger Truck für den Transport gechartert. Und alles schien im Butter.
Eine Woche nach Beginn der Arbeiten besuchten wir die Baustelle. Noch auf dem Weg machten wir unsere Murphys-Gesetz-Witze: dass kein Holz da sein würde, dass die Arbeiter mehr Geld wollten und so weiter.
Nach der Ankunft sahen wir die Realitäten. Die künftige Plantage lag auf einem schönen Fleckchen Erde. Noch ganz unberührt! Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Zaunpfahl-Löcher waren noch nicht gegraben. Die Holzhacker-Buam hatten noch kein Holz geschlagen. Und wollten mehr Geld. Der LKW-Fahrer war nicht gefunden worden. Aber sonst war’s schön!
Vier Tage später. Es lief gut! Die Holzhauer hatten sich beeilt. Weil’s mehr Geld gab. Während das Holz fiel, buddelte Baïlo mit seinen Neffen schon die Löcher, in denen die Pfosten „gepflanzt“ werden sollten. Er hoffte, nach zwei weiteren Tagen fertig zu werden.
Ha. Ha. Ha. Und ha.
Drei Tage später die nächste Baustellenbesichtigung. Der Onkel hatte gut gearbeitet, alle Löcher waren fertig und die Hälfte der Pfähle gepflanzt. Danach war nämlich das Holz alle gewesen. Denn die Holzhacker hatten nur die Hälfte gehauen. Eine LKW-Ladung. Sie waren fest davon überzeugt gewesen, dass es sich um zwei handeln würde. Die Wahrheit liegt eben im Auge des Betrachters. Was waren sie erstaunt, als sie erblickten, dass der Laster tatsächlich sämtliches Holz mit einem Mal deplatzierte!
Sofort sahen sie ihre Fehleinschätzung ein (hofften wir!). Und versprachen schon am nächsten Tag weiterzuhacken (hofften wir!). Und weil Hoffnung ein gutes Ding ist, hoffen wir auch, dass irgendwann, so gegen Anfang Juni, wenn’s regnet, Onkel Baïlo 250 Setzlinge pflanzen wird.
Wenn man davon absieht, dass 200 Meter des Stacheldrahtes so verrostet waren, dass sie beim Spannen regelmäßig rissen, ist es nämlich ein feines Grundstückchen, dass nun seiner Bepflanzung harrte.
Guantanamo für Palmen.

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