Kampf der Titanen

geschrieben von admin am 3. April 2007
Kategorie: Aktuelles


Seit Jahren herrscht in Guinea eine martialische Schlacht der Überzeugungen, die sich in jeder kleinen Bar, in jedem staubigen Getränkestützpunkt, in jeder Kühlschrank-besitzenden Boutique täglich aufs Neue wiederholt. Bonagui gegen Sobragui! Wie, NOCH NIE davon gehört? Dann wurde es ja Zeit, dass wir darüber sprechen. Es ist eine Schlacht der Giganten, und es geht um nichts Unwichtigeres, als – – Softdrinks.
Bonagui ist das Werkzeug der dreckigen Imperialisten und stellt im Auftrag der Doppel-C-Company das ganze bekannte Sortiment her, Fafafanta, Koka-Kola und Spreit. Mit dem kleinen Unterschied, dass die hiesigen Getränke irgendwie anders als das Original schmecken. „Hartes Wasser hat Ihre Waschmaschine kaputtgemacht. Und Ihre Cola verseucht!“ Sobragui setzt dagegen. Mit World Cola. „From USA“ steht drauf. Und daneben: „Hergestellt in Guinea“. Vielleicht meinen sie ja auch den Lifestyle, der aus Amerika kommt. Mit „From USA“ soll sich das Getränk wahrscheinlich besser verkaufen. Tut es aber nicht. Wer immer die Wahl hat, nimmt die koffeinhaltige Limonade von Coca C.
Dabei hat Sobragui doch wirklich alles. Zum Beispiel SunGui – ein echter Fantensprung der Fruchtlimonade. Und für ganz harte Jungs, mein Favorit: GuiniGuini (Aussprachehilfe: „ginniginni“ möglichst schnell zwischen den Stimmbändern hervorpressen!) Diese dunkelrote Flüssigkeit hat so viel Zucker intus, dass sie honiggleich die Kehle heruntergleitet. Wenn’s nicht gut gekühlt ist, bleibt sie ab und zu auch stecken. Auf dem Etikett steht „Natural Fruits Taste“. Ist gelogen. Ich habe noch nie ein Getränk mit mehr E’s und künstlichen Geschmacksstoffen zu mir genommen. Ein echter Allergieproduzent! Na, so macht halt jeder seinen eigenen Pepsi-Test.
Tatsache ist, dass es in Télimélé oft wochenlang weder noch gibt. Gut für die Dorfgesundheit. Schlecht für die verwestlichte Trinkmoral. Der einzige autorisierte Bonaguihändler „in town“ muss erst mal einen Chauffeur finden, der geduldig genug ist, mit halber Schrittgeschwindigkeit die holperige Piste zu unserer Stadt unter die geflickten Reifen zu bringen. Ist eine Frage von maximal drei Tagen.
Doch wenn der gute LKW angekommen ist, ohne unterwegs umzukippen, dann fühlt man sich wie dazumal Israel in Kanaan. Ein Land, wo zwar nicht Milch und Honig, aber immerhin Bonagui und Sobragui fließt.

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