Transparente Besen

geschrieben von admin am 29. März 2007
Kategorie: Aktuelles


Gestern war es endlich soweit. Nachdem der Premierminister Lansana Kouyaté (freundschaftlich kurz „PM“ genannt) einen Monat lang konferiert, diskutiert, erörtert, abgewogen und geprüft hatte, verkündete er in einer Direkt-Spezial-Schaltung über den Äther den Startschuss für seine neue Regierung. Seine Mannschaft ist ein ausgewogener Mix aus ein paar Ex-Botschaftern mit internationalen Erfahrungen, Oppositionellen und Praktikern, die unterm alten Regime nie eine Chance hatten. Es sind wirklich mehr oder weniger „neue Leute“. Man kann davon ausgehen, dass die Guineer das Team akzeptieren werden.
19 Minister plus 3 Generalsekretäre sollen von heute ab einen Acht-Punkte-Plan umsetzen. Dabei geht’s vor allem um 1. Die Konsolidierung des Friedens im Land, 2. durch eine gerechte und unabhängige Justiz, 3. um Arbeit für die Nichtstun-(könnende) Jugend 4. auch durch Makro-Industrieansiedelung 5. in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern, wie der EU, 6. um die Schaffung stabiler Infrastruktur, wie Strom, Wasser und Transport 7. und die Garantie transparenter Politik und gerechter Wahlen 8. durch eine gute Regierung ohne Korruption.
In einem Satz, will er ein kleines, vor Gerechtigkeit und Geschäftigkeit summendes Land basteln. Große Ziele, wie er selbst zuerst eingesteht. Für die man Werte braucht. „Ein Land ohne Reichtümer mag ein armes Land sein, aber ein Land ohne Ideale ist wirklich arm dran“, sagte der Regierungschef. Und meinte, dass die größte Herausforderung darin liege, dass jeder seine eigenen Schwächen bekämpfe. Ob hehre Ideale dafür ausreichen?
Immerhin ist die Chance gegeben, dass verschiedene Leute ihre Vorschläge machen können. Es gibt nämlich kein „Ministerium für islamische Angelegenheiten“ mehr, sondern eines für „religiöse Angelegenheiten“. Damit wurde Strömungen, die aus Guinea eine islamische Republik mit Scharia und allem Drum und Dran machen wollten, erstmal das Wasser abgegraben. Diese Herrschaften hatten in den letzten Wochen versucht, auch in der neuen Regierung Boden gut zu machen. So war zum Beispiel ein Syrer da, der (auf arabisch) im Staatsfernsehen verkündete, alle Guineer sollten arabisch lernen, weil nur so der Koran verstanden werden könne. Oder ein paar Tage später der iranische Botschafter, der ankündigte, man habe doch so viel gemeinsam und würde gern anderthalb Millionen Dollar rüberreichen…
Wir sind ziemlich froh. Die Entwicklungen haben gut begonnen. Natürlich sitzt die alte Garde noch im Versteck – und man kann davon ausgehen, dass diese Helden versuchen werden, der neuen Regierung Stöcke zwischen die Beine zu werfen. In den Staatsnachrichten wurde nach der Regierungserklärung noch ein „normaler Bericht“ über das Jubiläum der Ex-„Regierungspartei“ P.U.P. gezeigt, in dem neben dem alten Präsi auch die beiden ehemaligen Sträflinge saßen, die er höchstpersönlich vor der Strafverfolgung gerettet hatte – einer der Gründe, warum die Streiks vor ein paar Monaten so massiv begonnen worden waren…
Guinea’s neue Besen brauchen also weiter Eure und unsere Unterstützung.

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