Die volle Verantwortung!

geschrieben von admin am 27. März 2007
Kategorie: Aktuelles


Hätten Romeo und Julia heute in Télimélé gelebt… Dann hätte er nicht den Giftbecher geschlürft und sie sich nicht den Dolch zwischen die Rippen gejagt. Die Wahrheit ist weit weniger romantisch. Und – weil so vorhersehbar – viel niederdrückender.
— Die volle Verantwortung — Eine Seifenoper in zwei Akten.
— Erster Akt: Ja damals!
Hadja und ihr Vater sind Studenten der ersten Stunde in unserm Center.
Hadja hat einen Freund namens Elhadji. Sie himmelt ihn an. Elhadji ist der charakteristische Archetyp „Tunichtgut“. Er hat, will und sucht keine Arbeit. Aber Spaß! Elhadji schwängert Hadja. Hadja sagt es niemanden. Vielleicht weiß sie’s auch nicht.
Elhadji sucht sich eine Neue. Hadja ist am Boden zerstört und verkündet, mit den Nerven am Ende: „Ich bring dich um!“ Elhadji, ganz der Gentleman, schleift sie zum Gefängnis, wo das Mädel eine Nacht verbringen darf. Guineische Rechtsprechung macht’s möglich.
— Zweiter Akt: Und jetzt?
Die Zeit vergeht. Keiner in der Familie hat was gemerkt Angeblich. Nur die Mutter des Hauses hört die Nachtigall trapsen. Und nicht die Lärche. Mutter sagt: „Hier stimmt was nicht!“ und marschiert mit Hadja gehen zum Arzt. Der Arzt stellt eine Schwangerschaft im achte Monat fest.
Alle sind überrascht. Keiner ist erfreut. Hadja heult. Mutter ist ratlos. Vater schäumt. Vater will Hadja und Mutter verjagen. Weil sie beide ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden sind. Über seine eigene schweigt er.
— Das Nachspiel:
Ist eher deprimierend. Und ein typisches Beispiel für eine Kultur des nicht-miteinander-Redens in einer nach Außen hin respektablen Familie, in der jeder sein Ding dreht.
Hoffen wir, dass der unschuldige kleine Stein des Anstoßes bald die heiße Sonne Télimélés erblicken wird. Und das endlich jeder ein wenig Verantwortung schultert.

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