Ritter der Kola-Nuss

geschrieben von admin am 24. März 2007
Kategorie: Aktuelles


Lang ist’s her, da machte Monty Python mit seinen Rittern der Kokosnuss Furore. Es war Zeit für eine Neuauflage. Und zu solchen Zwecken gibt’s ja Guinea. Hier wurde gestern der ehemalige nigerianische Präsident Ibrahima Badamosi Babanguida zu einer Art Ritter der Kolanuss ernannt. Für seine Verdienste um die Beendigung der sozialen Krise. – – Kleiner Einschub: „Soziale Krise“ ist zurzeit das Lieblingswort der Guineer, ähnlich beliebt wie der schöne Ausdruck „Wende“ in Deutschland um 1990… – – Aber zurück zur Kolanuss. Was hat dieser Keimling eines Sterkuliengewächses, welcher im Schnitt bis 3% Koffein, bis 0,1% Theobromin, etwa 40% Stärke und 4% Gerbstoffe enthält und als Nahrungsmittel beziehungsweise zur Herstellung von Erfrischungsgetränken verwendet wird, mit einem Orden zu tun?
Nun. Die Kolanuss ist eine soziale Instanz. Man will heiraten? Die Hand des Mädels wird mit einem Säckchen voller Kolanüsse erbeten.
Übrigens wird auch die Scheidung wieder mithilfe von Kolanüssen in Gang gesetzt. Man braucht die Nuss bei Namensgebungszeremonien für Babys. Wenn sie nicht die Hand wechselt, wird weder Familiäres noch Soziales geklärt.
Deshalb haben vor allem die dörflichen Honoratioren, immer eine dicke Reserve des rosaroten Dingens parat. Welche sie sich mithilfe einer kleinen Raspel sehr gern als Krümel in die Mundhöhle stopfen, um sich einen koffeinhaltigen Kick zu geben. Red Bull für die Geriatrie sozusagen.
Die Nuss ist so eine Art Siegel, das man dem Gesellschaftsvertrag aufdrücken muss. Womit wir zurück beim Orden sind, den Monsieur Babanguida gestern Abend gerührt in Empfang nahm. Von Nahem sah’s aus, wie ein Sowjetstern, vom Revers eines Rotarmisten abgerissen.
Aber es zählt schließlich die Intention. Zusätzlich bekam der Nigerianer sogar noch einen guineischen Diplomatenpass – und wurde auf diese Weise eingemeindet. Nette Geste. Die stolzen Guineer, mit denen ich die Verleihung verfolgte, gaben spontane stehende Ovationen. – – Auch ich habe schon an der Kolanuss genagt. Ein bitterer, galliger Geschmack. Muss so ähnlich sein, wie wenn man zum ersten Mal an einem Espresso nippt. Ich mag die Kolanuss jedenfalls nur in einer Form: als Gebräu aus Wasser, Zucker, Zimt, Muskat, Zitronensaft, Vanille und der mirakulösen 7-X-Mischung, von der man nur weiß, dass in ihr Kolanüsse und Kokablätter enthalten sind. Erstmals zusammengemixt 1886 vom Drogisten John Pemberton. Heute bekannt unter dem Doppel-C auf rotem Grund.
Das soll immerhin gegen Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen helfen…

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