Vertrauen ist gut.

geschrieben von admin am 22. März 2007
Kategorie: Aktuelles


Gehört aber zu den vom Aussterben bedrohten Spezies. Sicher auch im säkularisierten Europa, aber – ganz subjektiv und sträflich generalisiert – in Guinea noch viel mehr. Verklagt mich wegen politischer Unkorrektheit! Wir haben kein Personal. Zum einen wegen unserer ostdeutschen Arbeiter-und-Bauern-Prägung. Es tut meinem Auge weh, jemand für mich putzen zu sehen (Schweigen wir hier über meine halbherzigen ich-tu-was-im-Haushalt-Macho-Versuche). Vor allem aber ist es einfach zu anstrengend. Egal, ob es sich um einen Maurer, einen Gärtner, einen Halbkreisfacharbeiter (Wischmob-Mann) oder einen Privatchauffeur handelt. Zwar argumentieren die Arbeitgeber – und ich unterschreibe diese Behauptung auch ungesehen – dass man als reicherer Mensch vielen Leute die Soße auf den Reis finanzieren kann. Das Problem ist aber, dass man einhundert Prozent der Zeit überwachend neben der angestellten Person verbringen muss. Um das Verschwinden von Löffeln, Zementsäcken, Automobilen, Bankkonten oder Unterwäschesets zu verhindern.
Was ordnete eine befreundete Großmama neulich an? Ihr Sohn war leider vor der Zeit verschieden, und die Stadt würde demnächst zum Kondolieren ins Haus kommen? „Räumt das Wohnzimmer leer und schafft alle Schüsseln, Decken und den Rest in die Schlafzimmer.
Schließt zweimal ab! Ihr wisst, wie die Leute mit dem linken Auge Tränen vergießen. Während das rechte nach lohnenden Objekten Ausschau hält, die unters Kleid gestopft werden können.“ Originalton Ende. – – Einer der Offiziellen in unserer Stadt ist der stolze Dienstherr eines Chauffeurs, eines Kammerdieners, einer Köchin, zweier Kammermädels und eines Leibwächters. Und hat viel Spaß mit diesem modernen Hofstaat.
Sein Chauffeur war dieser Tage in der Hauptstadt, um den Dienstwagen nach einer Totalschadenreparatur wieder nach Télimélé zu überführen. Ich war Zeuge der entsprechenden telefonischen Instruktionen. Unser Staatsmann rief seinen Neffen in der Hauptstadt an, bei dem der Chauffeur übernachtet hatte:
„Ist das Geld für den Sprit angekommen? Die ganze Summe? Gut. Gib das Geld dem Fahrer. Und gib mir den Fahrer. – – Chauffeur! Wehe Du rast auf dem Rückweg. Maximalgeschwindigkeit ist achtzig Kilometer pro Stunde. Achtzig! Achtzig! 80! ACHTZIG!
8zig! Achtzig! ACHTZIG! Was heißt das, Du hast nicht verstanden?? Gib mir meinen Neffen! – – Neffe. Rede mit dem Chauffeur. Er ist schwerhörig. Sage ihm, dass er nicht rasen soll. Höchstens achtzig. Ich will nicht gleich den nächsten Totalschaden haben! Geh mal ein paar Schritt beiseite! – – Okay, jetzt hör‘ mir zu. Wenn der Fahrer losfährt, rufst Du mich an und gibst die Abfahrtzeit durch. Ich werde stoppen, wie lange er braucht. Wehe, es sind weniger als fünfeinhalb Stunden!“ Als ob das helfen würde. Der geschwindigkeitssüchtige Chauffeur wird wahrscheinlich mit „pedal to the metal“ herumgasen – und dafür kurz vor Télimélé zwei Stunden Pause machen. – – Was ist aber nun mit dem Vertrauen? Es bleibt gut. Es wächst langsam. Kontrolle ist auch okay. Aber Vertrauen bleibt die Grundlage eines menschlichen Lebens in geistiger Gesundheit. Wir versuchen täglich die Gratwanderung zwischen großäugiger Gutgläubigkeit und zynischem Zweifel zu finden. Und zu vertrauen.
Wie würde Schwarzenegger sagen: „Trust me!“

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