Unheilige Kriege

geschrieben von admin am 6. März 2007
Kategorie: Aktuelles


Télimélé hat es geschafft. Es war in den internationalen Nachrichten, im Radio France International. Und schämt sich dafür.
Wenn man’s genau nimmt, spielte sich Folgendes gar nicht in der Stadt Télimélé, sondern nur am Rande der Präfektur ab. Und zwar in Ägypten. Denn so lautet der fromme Name von einem Dutzend strengreligiöser Ortschaften: Ägypten – auf Pular-arabisch Missira. In dem speziellen Missira, eine reichliche Stunde von Télimélé entfernt, gab’s eine bekannte Koranschule. Über Landesgrenzen hinweg strömten wissensdurstige Studenten. Die Bewohner der Stadt borgten ihnen ein Stück Land, auf dem die Besucher wohnen und sich ernähren konnten. Eine Art landwirtschaftliches Studentenwohnheim. Die meisten dieser Studiker kamen aus dem benachbarten Guinea-Bissau. Und zum Schrecken der Anwohner blieben sie einfach wohnen. Und behielten das Land. Großes Problem!
Außerdem beschlossen die Studenten, dass der guineische Islam nur für Weicheier sei, und formten eine Fundi-Sekte. Und wurden fortan die „Binladens“ genannt.
Die Eigentümer der Ländereien fühlten sich verschaukelt und gingen zum Richter. Der Richter sprach Recht und den Besitzern das Land zu. Die Besetzer ignorierten nicht nur den Schiedsspruch, sondern gingen zum Gegenangriff über. Ausgerechnet ein Beamter in der Hauptstadt schickte 3 Millionen Guineafranc in die alte Heimat und ermutigte die ehemaligen Koranstudenten, mit Feuer und Schwert gegen die Dörfler vorzugehen, die ihr Land zurückhaben wollten.
Der Imam der Region wollte schlichten. Er bekam die Bastonade auf seine Fußsohlen und wurde mit gebrochenen Beinen zurückgelassen.
Ein Beamter des Unterpräfekten wurde so sehr verprügelt, dass er im Krankenhaus starb. Zwar wurden sämtliche Gewalttäter von der Gendarmerie gefangen genommen und in Télimélé ins Loch geworfen. Doch während der Demos und Zerstörungen wurden die Übeltäter kurzerhand befreit. Sie kehrten zurück und setzten ihr Werk fort. Die unheiligen Krieger verbrannten drei ganze Dörfer nebst Vorratsscheunen.
Zwar kamen 45 Militärs in die Dörfer gerollt, um die Lage zu klären, aber die wurden mit Stöcken und Schwertern angegriffen und mussten geschlagen abziehen. Peinlich…
Gestern nun rollte das sogenannte „Anti-Gang“-Kommando an unserem Haus vorbei. Drei Wagenladungen einer speziellen Eingreiftruppe, die extra aus der Hauptstadt angefordert wurden. Und diese Herrschaften werden nun in Ägypten den Banditen die Hände auflegen. Und wahrscheinlich auch noch Schlagstöcke und andere Utensilien.

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