Gesetz-lich-losig-keit

geschrieben von Heiko am 18. Februar 2007
Kategorie: Aktuelles


Hallo, Meinungsrevidierende,
da hielt ich noch vor zwei Tagen ein Laudatio auf die bewaffneten guineischen Streitkräfte, die so heldenmütig dem Recht wieder zu seinem Recht verhalfen. Und behaupte heute das Gegenteil. Zwar waren wir nie so blauäugig, die Armee als Retter der Menschheit zu betrachten. Aber inzwischen eskalieren die Übergriffe. In Sogoroyah, in der Nähe unseres alten Dorfes, wurde der Markt zertrümmert und geplündert. In anderen Orten der Gegend geschah dasselbe. Die Handelnden: Soldaten, die sich offensichtlich nicht zurückhalten. Unser Nachbar, der alte Diallo, hat seine beiden wertvollsten Habseligkeiten, eine mechanische Nähmaschine und ein Radio, bei uns untergestellt, weil wir von solchen Übergriffen sicherlich verschont bleiben werden. Es trifft meist die Wehrlosen. Am schlimmsten sind die Nachrichten über Vergewaltigungen. Oft schienen die Berichte übertrieben, doch letzte Nacht wurde auch in Télimélé eine Frau von den Soldaten brutal vergewaltigt. Wenn man den Informationen aus diversen Quellen glauben kann, dann passiert das an etlichen Orten des Landes. Innerhalb der letzten Tage wurden in ganz Guinea vom Militär schätzungsweise 400 Leute verhaftet. Dabei handelt es sich zwar zum Teil um Plünderer, doch aus vielen Städten kommt die Nachricht, dass vor allem Gewerkschaftler und Oppositionelle in Haft genommen werden. Zwar besuchte gestern eine Delegation der Afrikanischen Union den Präsidenten, und sprach auch mit einigen Botschaftern. Doch von Außen zu sehen sind nur ein paar schöne Worte. Ansonsten gibt’s bisher keine konstruktiven Neuigkeiten.

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