Ende gut – alles gu..u..undurchsichtig.

geschrieben von Heiko am 29. Januar 2007
Kategorie: Aktuelles


Gestern war es zwar nicht live, aber in Farbe im Staatsfernsehen zu sehen: Nach reichlich zweieinhalb Wochen Generalstreik sind die Kontrahenten übereingekommen:

  • Der Präsident wird in den nächsten Tagen einen Premierminister des breiten Konsens bestimmen, der den Reformprozess vorantreiben soll.
  • Die Reispreise werden über den Daumen um ca. 42 % gesenkt und
  • die Kraftstoffpreise um ca. 17 %.
  • Den Ordnungskräften wird verboten, sich (wie bisher) an den Guineern schadlos zu halten.

    Das sind nur einige der Übereinkünfte. Außerdem wurden noch spezielle Forderungen der Gewerkschaften erfüllt, bzw. die Erfüllung in Aussicht gestellt. Es war für uns sehr ermutigend, dass ausgerechnet die drei großen christlichen Kirchen (Evangelische, Katholische und Anglikanische Kirche), die gemeinsam die Verhandlungen als Mediatoren begleiteten, von allen Seiten sehr viel Lob bekamen. Und das in einem Land mit 85% Muslimen. Selig sind die Friedensstifter… Aus diesem Grunde haben die Gewerkschaften den Streik beendet und ab heute soll alles wieder seinen normalen Gang gehen.

    Hört sich doch gut an, oder? Warum nur jubelt das Land dann nicht? Nun, die ganze Übereinkunft liest sich wie eine Beschreibung des Paradieses, in dem der Wolf mit dem Lamm grast. Doch bis es soweit kommt, müssen die Bewohner der alten Welt erst noch im besten Sinne des Ausdrucks über den Jordan gehen (und damit ist NICHT sterben gemeint).

    Anscheinend zweifeln auch viele Guineer an der Realisierung. Zum einen war der Präsident bei der freudigen Verkündigung nicht anwesend (das wäre wohl zu viel Gesichtsverlust für ihn gewesen). Damit all diese Dinge Gesetz werden, muss er aber ein Dekret unterzeichnen. Zum anderen sind viele Sachen sehr vage gehalten. Selbst wenn er unterschreibt, was bedeutet: „der Premierminister wird in den nächsten Tagen bekanntgegeben“? Heute? Über-über-Übermorgen? In den Sommerferien? Und viel wichtiger: Welche über jeden Zweifel erhabene Lichtgestalt wird diesen Posten bekommen? Bisher wurde kein Name genannt, auch wenn die Gerüchteküche kocht. Wird der Präsident nach Jahrzehnten eines straffen Regimes plötzlich einen integren Oppositionsmann einsetzen? Das wäre wohl zu schön um wahr zu sein. Das Volk will einen sauberen Neuanfang. Mit einem neuen Namen und einem neuen Team.

    Deshalb ist das Land nur bedingt zur Normalität übergegangen. Es wird sich erst in den „nächsten Tagen“ zeigen, ob das Volk mal wieder mit leeren Worten abgespeist wurde, oder diesmal tatsächlich Taten folgen werden. Viele sitzen noch in den Startlöchern und sind bereit, ein weiteres Mal auf die Straße zu gehen. Auch die Gewerkschaften selbst haben versprochen, den Prozess genau zu überwachen.

    Na, trotzdem behaupten wir mal, dass das Glas halb voll ist. Oder?

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