Kaputt. Aber nicht am Ende.

geschrieben von admin am 29. Januar 2011
Kategorie: Aktuelles


Hallo, wonnig Wohlbehaltene und leidlich Lädierte!

Nichts liegt uns ferner, als irgend geartete Mutmaßungen über den allgemeinen Zustand der Leser dieser Zeilen anzustellen. Wir ziehen ausschließlich Schlüsse aus unserer eigenen Befindlichkeit. Welche grundsätzlich gut ist. Sämtliche alemannischen Télimélaka*) sind sowohl bei guter Gesundheit als auch guter Stimmung und obendrein dankbar dafür.
*) Bezeichnung eines Einwohners von Télimélé.

Einzig unsere Ausrüstung gebärdet sich wie eine Herde Lemminge zwei Schritte nach dem Kliff. Mit anderen Worten: sie ist im freien Fall.
Das Zeitliche zu segnen macht technischen Geräten im Rudel doppelt so viel Spaß. Allein im letzten Monat rissen unser Auto, fünferlei Computer-Equipment, zwei Kameras und diverse andere optische Geräte, der Gasherd und die löcherige Wasserleitung die metaphorischen Hufe hoch. Wobei unser chinesischer Generator der klare Sieger im Kaputt-Wettstreit ist. Zum jetzigen Zeitpunkt steht’s 3 : 0 für den festgefressenen Kolbenfresser. Woraus analytische Zeitgenossen durchaus zutreffende Rückschlüsse auf die Reparaturleistung der hiesigen Mechanikergilde ziehen könnten.

Ich würde es tun, wäre ich nicht damit beschäftigt, den kleinen McGyver in mir bis an seine Grenzen zu beanspruchen. Aufgrund chronischen Baumarktmangels finden alte Fahrradschläuche neue sanitäre Verwendungsmöglichkeiten oder werden Konservendosenschnipsel zu Herd-Armaturen umfunktioniert. Mit manchmal positiven Ergebnissen. Denn viele unserer über Gebühr beanspruchten Gerätschaften konnten wir wieder zum Laufen bringen. Wird es mikroelektronischer, dann schauen wir kollektiv wie’s Schwein ins Uhrwerk und freuen uns darüber, dass ab und zu Reisende nach Europa unterwegs sind, denen wir unsere Paraphernalien anvertrauen können. Auf diese Weise ist unsere defekte Videokamera in Europa angekommen. Was uns mit der Hoffnung erfüllt, auch das diesjährige Videoprojekt mit dem reparierten Gerät filmen zu können und nicht einen Fotoapparat verwenden zu müssen.

Womit wir auf die Zentrumszentrierten Dinge des téliméléschen Lebens zu sprechen kommen: Unser Musikprojekt heißt in diesem Jahr „konkret.“ Es geht darum, sein Leben nicht tatenlos zu verträumen, sondern kleine, aber konkrete Schritte aufs Ziel zuzugehen. Dazu muss man sein Ziel natürlich auch kennen – und dran bleiben. Genau wie uns, fällt das den jungen Leuten im Center nicht immer leicht. Man merkt’s bisweilen an der stark schwankenden Kursfrequentation. Doch um große Zahlen ging es uns nie. Deshalb freuen wir uns umso mehr über konkret wachsende Beziehungen zu drei Handvoll junger Leute, die wir schon seit Jahren auf ihrem Weg begleiten dürfen.

Letztendlich sind konkrete Schritte meist ziemlich nüchtern. In unserem konkreten Fall führen sie derzeit viermal täglich mit einem Eimer rechts und links am Arm vom Ziehbrunnen ins Badezimmer. Ein nicht zu verachtendes Fitnesstraining, für dass unsere drei Kurzzeitlerinnen in Deutschland viel Geld bezahlen müssten. Womit wir auf der positiven Seite des Defektionalismus angekommen wären.

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